Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel: »Mondaufgang am Meer«, geschaffen 1822

Öl auf Leinwand

71 x 55 cm


Inv. Nr.: W.S. 53

Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie

Mondaufgang am Meer, 1822
Caspar David Friedrich

Bilderpaare, meist im Format identisch und etwa zeitgleich entstanden, spielten im Werk Caspar David Friedrichs eine besondere Rolle. Der Maler bot damit verschiedene Perspektiven an. Zum einen entstanden antithetisch aufeinander bezogene Gegensatzpaare. Zum anderen schuf er Bilderpaare oder Zyklen um zeitliche Abfolgen darzustellen, etwa Gemälde von Tageszeiten, Jahreszeiten oder Lebenszeiten.
Der Berliner Bankier Joachim Heinrich Wilhelm Wagener, dessen Kunstsammlung die Nationalgalerie begründen sollte, bestellte bei Friedrich ein Bilderpaar: eine Morgen- und eine Abendlandschaft. Am 1. November 1822 berichtete der Künstler in einem Brief an seinen Auftraggeber die Vollendung der beiden Werke (SMB-ZA, NL Wagener, Künstlerbriefe). Als Bild des Morgens entstand das Gemälde »Der einsame Baum« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. W.S. 52). Darin erstreckt sich die weite Ebene einer Wiesenlandschaft bis zum Rand eines Gebirges. In der Mitte des Vordergrundes ragt monumental eine Eiche auf, unter der ein Hirte mit seiner Schafherde verweilt.
Als Abendbild malte Friedrich »Mondaufgang am Meer«. Auf der dunklen Wasserfläche leuchten silbrige Reflexe des nächtlichen Gestirns. Die Scheibe des Vollmondes ist hinter den Wolkenbänken über dem Horizont halb verborgen, wie aus einem Wolkentor bricht sein Licht hervor. Zwei Frauen und ein Mann haben sich auf Felsblöcken am Ufer niedergelassen und schauen zum Mond und über das Meer, in die grenzenlos scheinende Ferne, hin zu den beiden Segelschiffen. Ihre dunklen Silhouetten rhythmisieren die Lichtflächen von Meer und Himmel. Bei der Ausführung der drei Figuren verwendete Friedrich für die Unterzeichnung des Gemäldes Umrisszeichnungen auf Pauspapier, ein von ihm auch für andere Bilder genutztes Verfahren (Kupferstichkabinett Berlin).
Von dem Gemälde geht eine tröstliche Stimmung aus, die sich durch die in Gemeinschaft verbundenen drei Gestalten und die heimkehrenden Schiffe vermittelt. Zugleich wird in der Weite von Himmel und Horizont die Unermesslichkeit des Universums spürbar. Ist im Morgenbild »Der Einsame Baum« die Hinwendung zum diesseitigen Leben vorherrschend, so erscheint im Abendbild das Naturschauspiel mit dem Mond als Zeichen der Hoffnung in überirdischer Schönheit, weckt Sehnsüchte und führt die Gedanken hin zu Ahnungen. | Birgit Verwiebe

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Bildnachweis
Jörg P. Anders
Lizenz
Public Domain Mark 1.0