Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel: »Mann und Frau in Betrachtung des Mondes«, geschaffen um 1824

Öl auf Leinwand

44 x 34 cm


Inv. Nr.: A II 887

Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie

Mann und Frau in Betrachtung des Mondes, um 1824
Caspar David Friedrich

Während eines nächtlichen Spazierganges durch einen Gebirgswald verharrt ein Paar auf einer Anhöhe neben einer dramatisch bewegten, entwurzelten Eiche. Dunkelheit umgibt die Wanderer, ihre Blicke sind auf das trostverheißende Gestirn des Mondes gerichtet, dessen Licht feierlich still die Atmosphäre erfüllt. Die Mondnacht verleiht den Bäumen und Felsen eigenartige, fast unheimliche Größe und Bedeutung; ihre bündnisstiftende Kraft läßt das Menschenpaar näher aneinanderrücken. Gemeinsam finden sich Mann und Frau vor dem Geheimnis des Unergründlichen.
Als Eberhard Hanfstaengl das Bild für die Nationalgalerie erwarb, vermutete er, Friedrich habe sich in »Mann und Frau in Betrachtung des Mondes« mit seiner Frau Caroline dargestellt (E. Hanfstaengl, Vier neue Bilder von C.D. Friedrich in der Nationalgalerie, in: Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, Band LVIII, Berlin 1937, S. 219). Die erste Fassung dieser Komposition schuf Friedrich 1819 mit »Zwei Männer in Betrachtung des Mondes« (Galerie Neue Meister, Dresden), welche der Kunstschriftsteller Karl Förster, der 1820 gemeinsam mit dem Maler Peter Cornelius im Atelier Friedrichs weilte, beschrieb: »Zwei in Mäntel gehüllte Jünglinge sehen begeistert, sich umschlungen haltend, hinaus in die Mondscheinlandschaft. ›Die machen demagogische Umtriebe‹, sagte Friedrich ironisch, wie zur Erklärung« (zit. nach: H. Börsch-Supan und K. W. Jähnig, Caspar David Friedrich, München 1973, S. 356). Diese Bemerkung Friedrichs spielt auf die politischen Verhältnisse der Epoche der Restauration an, die mit Maßregelungen und Zensur dem Elan der Freiheitskriege ein Ende setzte. Seine demokratischen Anschauungen nicht verbergend, hat der Künstler, wie in diesem Bild, in zahlreichen Gemälden seine männlichen Figuren in der altdeutschen Tracht der Patrioten dargestellt, und dies auch zu Zeiten, als während der Demagogenverfolgung diese Kleidung verboten war. Der wie Friedrich aus Greifswald stammende patriotische Dichter Ernst Moritz Arndt hatte die am Mittelalter orientierte Tracht 1814 propagiert, mit der die freiheitlich-demokratische Gesinnung zur Schau getragen wurde. | Birgit Verwiebe

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Bildnachweis
Jörg P. Anders
Lizenz
Public Domain Mark 1.0