In der anonymen Rezension »Briefe einer Freundin über die diesjährige Dresdner Kunstausstellung« findet Friedrichs Werk eine erste kurze Erwähnung: »Eine kleine Landsch. dieses Meisters stellt die Überreste der Abtei Eldena in Vorpommern dar. Diese edle Ruine mit dem sie leicht und luftig umgebenden Strauchwerk macht ein sehr angenehmes Bildchen« (Literarisches Conservationsblatt 1825, S. 888). Die Ruine des 1199 von Zisterziensern begründeten Klosters Eldena, die sich nur wenige Kilometer vor den Toren Greifswalds, Friedrichs Heimatstadt, befindet, gehörte zu den Lieblingsmotiven des Künstlers. Schon als Knabe, wohl noch unter der Leitung seines Zeichenlehrers Johann Gottfried Quistorp, interessierte er sich für das alte Gemäuer, dessen imposante Reste malerisch in den Himmel ragen und ein dankbares Objekt für Zeichenstudien abgaben. Dem 1824/25 entstandenen Gemälde, das den Blick aus dem Kircheninneren auf die Westwand mit zugemauertem Fenster zeigt, liegt eine bereits um 1803 gefertigte Studie nach der Natur zugrunde (Hamburger Kunsthalle), die schon für die beiden Sepia-Zeichnungen »Der Winter« (1803, Kupferstichkabinett, Berlin; um 1826, Hamburger Kunsthalle) genutzt worden war. Bemerkenswert ist der vedutenhafte Charakter des Bildes, der für eine Gruppe von Friedrichs Werken der beginnenden zwanziger Jahre typisch ist. Die wuchernde Vegetation, mit der die Natur das architektonische Menschenwerk zurückzuerobern scheint, entspricht künstlerischer Phantasie, während die in die Ruine eingebaute Tagelöhnerkate den vorhandenen Tatsachen folgt. Erst 1828 wurde sie im Zuge beginnender denkmalpflegerischer Maßnahmen abgerissen. Friedrich diente die Dürftigkeit des Gebäudes als Zeichen für die ärmliche Gegenwart, die er zu den imposanten Relikten des religiösen Mittelalters in Kontrast setzte. | Gerd-Helge Vogel
Klosterruine Eldena bei Greifswald, 1824/25
Caspar David Friedrich
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Bildnachweis
Jörg P. Anders
Lizenz
Public Domain Mark 1.0