zum Jubiläum
Unser Blick heute
Egal ob Selfies in der Natur, fantastische Gamingwelten oder Krisenbilder in der Presse: Unser Bilderkosmos nimmt immer wieder Bezug auf ikonische Werke Caspar David Friedrichs wie den Wanderer über dem Nebelmeer, Das Große Gehege bei Dresden oder die Abtei im Eichwald .
Friedrichs Werke sind bekannt und beliebt und doch keine Wohlfühlkunst. In ihrer bezwingenden Schönheit sind sie immer auch irritierend, spürbar radikal. Fast grelle, leuchtende Farbigkeit trifft auf klare, reduzierte Komposition. Fantastik und Strenge, Trauer und Hoffnung, Subjektivität und Allgemeingültigkeit, Präzision und Offenheit sind in ihnen vereint. Friedrichs Kunstwerke bieten keine Antworten, sie bieten Raum für Fragen.
Der Künstler
Am 5. September 1774 wurde Caspar David Friedrich in Greifswald geboren. Von dort aus ging er zum Studium nach Kopenhagen an die Kunstakademie und zog im Anschluss nach Dresden. Den akademischen Traditionen stellte er eigene Inspirationsquellen gegenüber, die er in der Natur fand – zum Beispiel auf seinen Wanderungen in der Umgebung Dresdens. Dort gründete er eine Familie, genoss eine Phase großen Erfolgs und musste dann erleben, wie seine Kunst aus der Mode kam. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod im Jahr 1840 bildete die sogenannte Deutsche Jahrhundertausstellung in Berlin 1906 den Auftakt zu seiner Wiederentdeckung, die ihn als Vorreiter der Moderne feierte. Seine Popularität hält bis heute an, vielleicht, weil das Verhältnis von Mensch und Natur in seiner Kunst besonders bewegt.
Das Jubiläum
Um den 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs zu feiern, arbeiten die Hamburger Kunsthalle, die Alte Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin und die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zusammen. Die drei Häuser verfügen über die umfangreichsten Bestände an Werken Friedrichs weltweit. Ihre drei Jubiläumsausstellungen zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich in Hamburg, Berlin und Dresden stehen unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Mit umfangreichen gegenseitigen Leihgaben ermöglichen die drei Partner*innen einzigartige Präsentationen unterschiedlicher Aspekte des Werks von Friedrich.
Über die Initiativen von Hamburger Kunsthalle, der Alten Nationalgalerie Berlin und der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden hinaus gibt es national und international weitere Veranstaltungen aus Anlass des Künstler-Jubiläums: Sein Geburtsort Greifswald feiert ihn mit einem ganzjährigen Programm.
Das Webportal
Alle wichtigen Gemälde und Zeichnungen Caspar David Friedrichs aus Hamburg, Berlin und Dresden an einem Ort zu versammeln, ist im realen Raum nicht möglich: Manche Gemälde sind zu fragil, um sie zu transportieren. Die Zeichnungen werden selten ausgestellt, weil sie sehr lichtempfindlich sind. Nur das Digitale kann alle zusammenbringen!
Das Webportal zu Caspar David Friedrich ergänzt die drei Jubiläumsausstellungen in Hamburg, Berlin und Dresden: Unabhängig von konservatorischen Fragen führt es Gemälde und Zeichnungen aus den Sammlungen zu einem digitalen Gesamterlebnis zusammen. Es bietet weitergehende Informationen und multimediale Inhalte. Neben Abbildungen der Gemälde gehören auch die sogenannten Metadaten dazu, also Informationen wie der Zeitpunkt der Erstellung, die Maßangaben oder die jeweilige Technik, die Friedrich genutzt hat. Im Verlauf der Vorbereitungen zu den drei Ausstellungen werden weitere Inhalte der Partner in Hamburg, Berlin und Dresden dazukommen, beispielsweise Texte oder Audiodateien zu Hauptwerken Friedrichs, perspektivisch auch zusätzliche multimediale Inhalte, von der Gigapixel-Aufnahme bis zur kunsttechnologischen Visualisierung. Ergänzt wird die Übersicht durch ausgewählte Werke aus weiteren Museen. So entsteht ein Panorama seines Werks, ergänzt um unterschiedliche Blickwinkel von Expert*innen auf seine Kunst.
Die Chronik
Zeitlich geordnet, ermöglicht die Chronik einen Überblick über mehr als 250 ausgewählte Gemälde und Zeichnungen Friedrichs – und lädt gleichzeitig ein, seine Zeit individuell zu entdecken: Wichtige Ereignisse in Friedrichs Biografie, Zitate und Informationen zum Zeitgeschehen lassen sich frei ein- und ausblenden. Mehr als 500 Ereignisse, Werke und Aussagen ordnen sich durch die Auswahl vor den Augen der Betrachtenden immer wieder neu an – von der Highlight-Ansicht bis zum komplexen Expert*innen-Modus.
Die digitale Präsentation in der Chronik ist konzentriert auf die Lebenszeit Friedrichs von 1774 bis 1840. Im Jubiläumsjahr 2024 wird sie zusätzlich erweitert um ausgewählte Aspekte der Rezeption seiner Kunst in den Jahrzehnten und Jahrhunderten nach seinem Tod.
Digitale Stories
Durch die digitalen Möglichkeiten, ohne Beschränkungen durch Ort und Zeit, nehmen die Betrachtenden in der Chronik gewissermaßen einen erhöhten Standpunkt auf das Werk Friedrichs ein. Sie ermöglicht einen breiten Überblick, Shortcuts erschließen prägnant Friedrichs Themen aus heutiger Sicht und mit den Digitalen Stories können die User*innen über aktuelle Fragen tief in einzelne Werke einsteigen. Die Digitalen Stories widmen sich jeweils einem Gemälde, entwickeln aus diesem heraus historische wie aktuelle Zusammenhänge und wenden sich direkt an die User*innen.
Datenraum Kultur
Das Webportal zum 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs ist entstanden als Use Case Smarte Museumsdienste im Rahmen des Projekts Datenraum Kultur. Der Datenraum Kultur ist ein gemeinsames Projekt von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT sowie weiteren anwendungsfallbezogenen Partnern.
Der Datenraum Kultur ist eines von 18 Leuchtturmprojekten der Digitalstrategie der Bundesregierung. Er wird vollständig mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert. Er soll die digitale Vernetzung von Kultureinrichtungen und Kreativwirtschaft erleichtern und den souveränen Austausch kulturbezogener Daten ermöglichen. Leitprinzip ist die Wahrung der Souveränität von Dateneigner*innen, Urheber*innen und Dienstanbieter*innen aus den Bereichen Kultur, Medien und Kreativwirtschaft. Der »Datenraum Kultur« soll perspektivisch erleichtern, vergleichbare Angebote wie das Webportal zu Caspar David Friedrich zu erstellen. Im Verlauf der Arbeit am Webportal wurden und werden wichtige Anforderungen und erste Prototypen identifiziert und beschrieben, die als Grundlage dienen, um Prozesse und Standards für den »Datenraum Kultur« zu entwickeln.