Gemälde von Caspar David Friedrich mit dem Titel: »Hügel mit Bruchacker bei Dresden«, geschaffen 1824/25

Öl auf Leinwand

30.4 x 22.2 cm


Inv. Nr.: HK-1055

Hamburger Kunsthalle, erworben mit Mitteln des Legats von Christian Heinrich Lüders, 1913

Hügel mit Bruchacker bei Dresden, 1824/25
Caspar David Friedrich

Streifen, Schichten, Zonen gliedern das Gemälde (Anm. 1). Im Vordergrund bildet der dunkle, braune Acker den untersten Streifen. Die Erde wurde nach der Ernte umgebrochen. Im zweiten Streifen wölbt sich ein grasbewachsener grüner Hügel, bestanden von Bäumen, ihrem Wuchs nach vielleicht Apfelbäume. Einige Blätter hängen noch an den Zweigen. Hinter dem Hügel erscheinen von links nach rechts vier Türme: die Kreuzkirche, die Frauenkirche, das Schloss und die Hofkirche (Anm. 2). Ihre Spitzen durchstoßen die Horizontlinie. Aus einem zur Mitte hin immer schmaler werdenden, lichtblau dunstigen Band ragen sie hinein in den Abendhimmel als oberstem Bildstreifen.
Die flächigen Farbstreifen bedeuten zugleich eine räumliche Schichtung. Rabenvögel haben sich ganz vorne niedergelassen, in den Furchen, die von rechts nach links in die Bildtiefe führen. Die Tiere verbinden die Bildgründe von vorn nach hinten rechts, sitzen auf der Erde, scheinen über der Wiese im Anflug, schweben über der Senke hinter den Bäumen und streben am rechten Bildrand der Tiefe des Horizonts entgegen. Wie der Blick des Malers von Osten auf die Stadt durchmessen sie den Raum. Bemerkenswert sind hier als kompositorisches Gegengewicht die Zweige links, die gerade noch hinter dem Hügel hervorlugen. Sie signalisieren räumliche Kontinuität und eine weitere Tiefenstaffelung. Hinter der Erhebung geht es weiter, das Terrain fällt ab.
Die horizontale Organisation im Bild ist nicht nur in Bezug auf Fläche und Raum aufschlussreich, sondern erzeugt auch zeitlich verschiedene Zonen. Die letzte Wärme des Tages, vielleicht des gesamten Sommers, lässt sich atmosphärisch erahnen, die Kühle der Nacht, vielleicht bereits die Kälte des nahenden Winters deutet sich an. Jahreszeitlich stehen der Acker und die Bäume für den Herbst – tageszeitlich markiert der Himmel mit seinem gelb-bläulichen Farbverlauf und dem letzten Widerschein der Sonne in den Wolken den Abend.

Katharina Hoins
in: Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit, hrsg. von Markus Bertsch und Johannes Grave, Ausst.-Kat. Hamburger Kunsthalle, Berlin 2023, S. 272.

1 Börsch-Supan/Jähnig 1973, S. 393, Nr. 321.

2 Zu vergleichbaren Werken siehe ebd. S. 393, Nr. 320 u. S. 425, Nr. 389.

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Bildnachweis
Hamburger Kunsthalle / bpkFoto: Elke Walford
Lizenz
Public Domain Mark 1.0