Schon 1828 wurde das „Gebüsch im Schnee“ zusammen mit seinem heute in München in der Neuen Pinakothek aufbewahrten Gegenstück „Fichtendickicht im Schnee“ in einer anlässlich der Leipziger Messe veranstalteten Ausstellung gezeigt und auch im „Kunstblatt“ besprochen: „Dieser sinnvolle Maler gibt sich gern der Neigung hin, dem, was in der gewöhnlichen Naturanschauung als untergeordnet, oder als Bestandteil eines andern erscheint, eine selbständige Bedeutung zu geben, oft sie auch hineinzulegen. So stellt er […] eine Gruppe von Strauchwerk, welches sich blätterlos durchkreuzt und verflicht, mit äußerster Naturwahrheit dar, ohne daß […] das Herausnehmen so beschränkter Erscheinung aus dem Naturganzen, das Auge länger fesseln könnte, als der Augenblick des Einzelnen in der Natur gewöhnlich zu tun pflegt.“ Unter ikonografischen Gesichtspunkten lässt sich das Hoffnungsmotiv als Schwerpunkt der Darstellung hervorheben: das Leben, das in den Ästen trotz Schnee und Kälte als Garant der Zukunft, verborgen unter der Rinde, beständig pulsiert. Jüngere Interpreten stellen vor allem den hohen Grad der Abstraktion heraus. Schon der zeitgenössische Kritiker hat in seiner Formulierung „äußerste Naturwahrheit“ gespürt, dass gerade in dieser Radikalität und der Möglichkeit zur Abstraktion die besondere Qualität von Friedrich liegt. Struktur und Farbe, beide mit großer Genauigkeit und Planung aufgetragen, werden zu den wesentlichen Bildträgern in Friedrichs Bildkunst. Die mit Schnee bedeckte Erde bricht durch die weiße Farbschickt kleine farbige Inseln: Braun, Ocker, Gelb. (Autor: Gerd Spitzer, 2018)
Gebüsch im Schnee, 1827/28
Caspar David Friedrich
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Bildnachweis
Elke Estel/Hans-Peter Klut, SKD
Lizenz
Public Domain Mark 1.0