Carl August Böttiger, der das im Entstehen begriffene Werk 1825 bei einem Besuch in Friedrichs Atelier sah, wusste zu berichten, „ein Leipziger Kunstfreund“ habe es bestellt, und weiter: „Ein frischer Grabhügel zeigt die Ruhestätte eines Kindes, dessen Eltern am Tor stehend gedacht werden.“ Vermutlich als Gedächtnisbild für ein verstorbenes Kind in Auftrag gegeben, blieb das Gemälde aber unvollendet und gehörte nach dem Tode Friedrichs zu dessen Nachlass. Das Friedhofstor wird hier zur sinnbildlichen Schranke zwischen der diesseitigen, irdischen Welt und dem jenseitigen Bereich des Todes. In den Senken des hügeligen Friedhofsgeländes, das gegen den Hintergrund zu durch eine Reihe paralleler Kiefernstämme, ebenso wie vorn durch das Eisengitter, abgegrenzt erscheint, liegen blaugraue Nebelschleier, während die Himmelsfärbung nach oben zu in ein immer klareres Blau übergeht. Vor diesem tiefblauen Himmelgrund erscheinen – als Torbekrönung den Durchgang bedeutungsvoll überfangend – Dornenkrone, Lanze und Essigschwamm am Stab als Hinweise auf das Leiden und Sterben Christi. Der Blick in eine jenseitige Welt wird so mit den Zeichen für die Glaubenszuversicht der Auferstehung verbunden. Bei der Gestaltung der steinernen Torpfeiler hat der Künstler auf seine eigenen Entwürfe für Grabdenkmäler zurückgegriffen. Die Eingangssituation im Ganzen erinnert an den Trinitatisfriedhof in Dresden, auf dem dann 1840 auch Caspar David Friedrich selbst seine letzte Ruhestätte fand. (Autor: Gerd Spitzer, 2018)
Der Friedhof, um 1825
Caspar David Friedrich
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Bildnachweis
Jürgen Karpinski
Lizenz
Public Domain Mark 1.0