Schiffe am Meeresufer und auf die weite See hinausfahrend, wie sie dem gebürtigen Küstenbewohner von Kindheit an vertraut waren, gehörten zum bevorzugten Themenkreis der Bildkompositionen Friedrichs. Dem Symbolcharakter seiner Landschaftsdarstellungen gemäß sind auch in die Seestücke des Malers Gleichnisse menschlichen Lebens einbegriffen. Segelboote begeben sich aus dem schützenden Hafen hinaus auf die gefahrvolle »Lebensfahrt« und kehren schließlich am Ende dieser Fahrt zu dem bergenden Ort ihrer Herkunft zurück. Die im Bilde dargestellte Küstenpartie erinnert nach Helmut Börsch-Supan an den Greifswalder Bodden mit der Mündung des kleinen Flusses Ryck, in den gerade ein Segelboot dem Hafen zu einfährt. Hiermit korrespondiert die friedvolle Abendstimmung, die über der Szene liegt. Sie erhält ihre Steigerung durch die Verbindung des gedämpft-kühlen Mondlichtes, das den weiten Nachthimmel wie aus imaginärer Lichtquelle erhellt, und sich auf der ruhigen See schimmernd spiegelt, mit dem wärmeren, aber dagegen verschwindend kleinen Licht des Feuers, das die beiden Menschen am Meeresufer entfacht haben. Eine zeitgenössische Beschreibung des Bildes bemerkte, dieses Licht erst diene dazu, »die Dunkelheit sichtbar zu machen« (zit. Nach Börsch-Supan/Jähnig 1973, S. 116). Anders als in den Bildkompositionen Friedrichs mit jenen Rückenfiguren, die stellvertretend für die Anschauungen und Empfindungen des Betrachters in eine weite Ferne hinaus blicken, stehen die beiden Männer hier, abgeschirmt gegen den Fernraum noch durch die aufgespannten Netze, dem Bildbetrachter frontal zugewandt, und dabei genau unterhalb des einlaufenden Segelbootes, das die schwedische Fahne trägt. Auffällig ist auch der große Anker, Zeichen der Hoffnung, der links neben ihnen am Ufer liegt. Obwohl das 1831 bei der Dresdener Akademie- Ausstellung unter dem Titel »Meeresufer, Mondschein« gezeigte, und im selben Jahr vom Sächsischen Kunstverein angekaufte Gemälde zu jener Zeit in der »Bilderchronik« des Kunstvereins reproduziert worden war, ist es bei seiner Erwerbung durch die Gemäldegalerie 1920 zunächst nur als »Schule Caspar David Friedrichs« bezeichnet worden, bis Karl Wilhelm Jähnig durch die Auffindung des besagten Reproduktionsstiches von Carl Peschek die Eigenhändigkeit klären konnte.
(Gerd Spitzer: 2010)